Zusammen mit einem früheren Linksterroristen kämpfen sie nun gegen Zuhälter und Politiker im Kiez. Doch immer öfter verdingt sich der Neuköllner in letzter Zeit nebenbei als Stadtführer. Keine Meter von Kröchers eigener Wohnung entfernt. Er erzählt von Geldübergaben, Schutzgelderpressungen, Waffengeschäften und Nutten aller Nationalitäten.
Ganz normaler Problemkiez: heruntergekommene Häuser, Handyläden wechseln mit Ramschläden. Das Wettbüro ist türkisch — die Bäckerei, die Kröcher ansteuert, auch. Seit ein paar Jahren beobachten die Anwohner eine Verschärfung der Lage. Wobei die Prostituierten an sich Kröcher und seine Mitstreiter nicht so sehr stören. Aber wirklich lustig findet er das Ganze nicht.
Kröcher hat deshalb einen Brandbrief geschrieben. Kröcher redet sich langsam in Rage. Kriminalität kann er im Kiez keine erkennen. Ganz im Gegenteil. Der Vereinsvorsitzende Kröcher ist für den Bezirksamtschef mittlerweile kein Gesprächspartner mehr. Und das liegt laut Blesing an dessen schillernder Vergangenheit. Kröcher gehörte in den 70ern zu den Gründungsmitgliedern der Bewegung 2. Juni und hat wegen mehrerer Banküberfälle und einer versuchten Entführung einer Ministerin in Schweden acht Jahre im Gefängnis verbracht.
Seit er Ende aus dem Gefängnis entlassen wurde, hat sich der Exterrorist nichts mehr zuschulden kommen lassen. Ein Fakt, den ausgerechnet eine Partei anerkennt, der man gewisse Berührungsängste zugestehen würde. Die CDU. Kröcher selbst sieht das ganz ähnlich. Statt mit der Pistole kämpft er mittlerweile mit Petitionen und Flugblättern. So wenig wie die Unterstützung von anderer Seite. Von der Polizei. Die Ermittlungen dauern derzeit an. Für den Bezirk reicht das alles nicht.
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